Zystische Pankreasläsionen
Das Thema der zystischen Pankreasläsionen wird immer umfangreicher und interessanter, da im Rahmen der sich ständig verbessernden abdominellen Bildgebung zunehmend Befunde detektiert werden, die eine weitere Abklärung bedürfen. Hier bietet die Endosonographie den grossen Vorteil, dass Magen und Pankreas anatomisch direkt nebeneinander liegen und somit die Bauchspeicheldrüse – Pankreas – sehr gut beurteilt werden kann.
Da es sich bei Zysten um einen abgekapselten, flüssigkeitsgefüllten Hohlraum im Pankreas handelt, kann diese Flüssigkeit durch eine Feinnadelpunktion gewonnen und analysiert werden. Insbesondere eine zusätzliche Genanalyse durch Next Generation Sequencing - NGS – die Diagnostik verbessern und weitere, invasive Eingriffe ersparen.
Bei Pankreaszysten werden verschiedene Entitäten unterschieden, die wir kurz besprechen möchten, da wir hier bereits langjährige und umfangreiche Erfahrungen sammeln konnten.
Die Pankreaspseudozyste und IPMN werden in einem separaten Kapitel ausführlich beschrieben.
Seröse Zystadenome finden sich in allen Pankreasabschnitten und treten in 75% der Fälle bei Frauen ab dem 6. Lebensjahrzehnt auf. Sie haben ein extrem niedriges Entartungsrisiko von 0.1%, sodass keine Überwachung notwendig ist. Sollte es in Ausnahmefällen aufgrund der Grösse zu körperlichen Beschwerden kommen, können sie reseziert werden. Endosonographisch erkennt man die typische, mikrozystische Honigwabenstruktur, wobei sie in seltenen Fällen auch einmal aus mehreren grösseren Zysten bestehen können. Als typisches Zeichen stellt sich in 20-30% der Fälle eine zentrale und kalzifizierte Narbe in der Computertomographie dar.
Muzinös zystische Neoplasien kommen fast ausschliesslich bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr vor und befinden sich häufig im Pankreascorpus oder Schwanzbereich. Sie produzieren wie die IPMN Schleim, haben aber keinen Anschluss an den Hauptgang der Bauchspeicheldrüse. Insgesamt besteht ein gewisses Entartungsrisiko, welches nach neuesten Studien wohl bei ungefähr 10% liegt. Muzinöse Zysten mit einer Grösse von unter 3cm und ohne solide Anteile haben ein geringeres Risiko.
Solide-pseudopapilläre Neoplasien kommen eher im mittleren Pankreasabschnitt, sowie dem Pankreasschwanz vor und betrifft zu 90% jüngere Frauen ab dem 20. Lebensjahr. Je grösser sie werden, desto eher kann der zystische Anteil zunehmen. Da sie in 10% der Fälle ein aggressives Wachstum zeigen, sollten sie chirurgisch entfernt werden. Nach der Resektion zeigen sie eine sehr gute Langzeitprognose.
Die seltenen zystisch-neuroendokrinen Tumoren treten ab dem 50. Lebensjahr auf und können fast komplett zystisch sein. Manchmal zeigt sich lediglich eine etwas verdickte Zystenwand. Hier wird aktuell eine chirurgische Sanierung ab einer Grösse von 2cm Durchmesser empfohlen.
Sollte die endosonographische Diagnostik und auch das NGS keinen eindeutigen Befund ergeben, bleiben noch gutartige Diagnosen wie simple Zysten, lymphoepitheliale Zysten oder Retentionszysten zu diskutieren.
Zusammenfassend sollte festgehalten werden, dass unkomplizierte Pankreaszysten ein niedriges Malignitätspotential aufweisen und deswegen keine eindeutigen Daten für eine regelmässige Überwachung existieren. Sollte es jedoch zu einer Grössenprogredienz oder soliden Anteilen kommen, empfehlen wir eine engmaschige Kontrolle mit Feinnadelpunktion. Aufgrund der möglichen Komplikationen eines operativen Vorgehens muss eine gute und individuelle Balance gefunden werden.
Hier beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit gerne.