Abdominell voroperierte Patienten
Vor allem nach Übergewichtschirurgie und Tumoroperationen im Magen kommt es zu einer veränderten Anatomie. Die häufigsten Operationen sind ein Magenbypass, Schlauchmagen oder eine komplette Magenentfernung. Für konventionelle Techniken wie ERCP stellen diese Verhältnisse eine grosse Herausforderung dar.
Gerade bei übergewichtigen Patienten kommt es vermehrt zu Gallensteinen. Auch der Gewichtsverlust nach einer bariatrischen Operation stellt einen zusätzlichen Risikofaktor für ein Gallesteinleiden dar.
Insbesondere möchten wir nun auf den Magenbypass eingehen, da dies die am häufigsten durchgeführte bariatrische Operation darstellt. Hier wird der Magen kurz unterhalb des Mageneingangs durchtrennt und dann mit dem Dünndarm verbunden, sodass ein kleiner Magenpouch entsteht. Der grosse, restliche Magen verbleibt im Körper, wird aber durch die Operation für die Nahrungsaufnahme ausgeschaltet. Durch diese veränderte Anatomie kann man endoskopisch nicht mehr zur Gallengangsmün- dung im Dünndarm gelangen. Früher stellte dies häufig ein Problem dar und konnte überhaupt nur in 30-50% der Fälle minimal-invasiv therapiert werden.
Mittlerweile bieten sich mehrere patientenschonende Optionen an. Wie schon bei der komplexen Stenteinlage beschrieben, kann man vom Magenpouch aus einen Stent in die linke Leber legen und den Galleabfluss wieder herstellen. Zusätzlich kann mit einem dünnen Cholangioskop aus dem Magen in die Gallengänge vorspiegelt werden, um zum Beispiel einen Stein zu zerkleinern. Nach einigen Wochen können bei einer endoskopischen Kontrolle die Stents entfernt werden, sodass der Zugang komplett verheilt.
Als zweite Möglichkeit kann passager ein Verbindungsstent zwischen dem kleinen Magenpouch und dem grossen Restmagen gelegt werden, sodass für einen begrenzten Zeitraum wieder der normale anatomische Weg hergestellt wird. Dies bedeutet, dass man mit dem Endoskop wieder durch den Restmagen zur Papille im Dünndarm vorspiegeln kann, um die entsprechenden Interventionen vorzunehmen. Diese Untersuchung wird als EUS-directed transgastric ERCP – EDGE – bezeichnet. Studien haben gezeigt, dass trotz es trotz der Verbindung zum grossen Restmagen nicht zu einer Gewichtszunahme kommt, ganz im Gegenteil fiel ein Gewichtsverlust auf. Wie schon bei der Vorgehensweise durch die Leber wird zum Abschluss der transgastrale Stent entfernt, was zu einem Verschluss des Zugangs führt.
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